Als Hausboottourist will man die Welt vom Wasser aus erkunden und die besondere Perspektive genießen, die der Blick vom Boot auf Wasser, Städte, Dörfer und Landschaften bietet. In besonderem Maße ist man dabei mit der Natur, den Menschen, den Wasserwegen und den Tieren in diesem Lebensraum verbunden. Daraus ergibt sich eigentlich selbstverständlich ein besonderer Anspruch an den Umweltschutz, den man sich als Reisender auferlegen sollte. Dabei gibt es Aspekte, die man selbst beeinflussen kann, andere resultieren aus der Technik, mit der man unterwegs ist. Sowohl im Bewusstsein als auch in den technischen Möglichkeiten hat sich viel getan, es gibt aber auch noch sehr viel Potenzial der Verbesserung. Während ich mit der Webseite und meinen Büchern für die Faszination des Hausbootfahrens werbe, möchte ich natürlich auch einige Punkte des Umweltschutzes ansprechen. Diese sollen die Anmerkungen im Abschnitt »Mit dem Hausboot zu Gast« ergänzen.
Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge unserer Hausbooterfahrungen vor über 15 Jahren. Die Kinder waren damals noch klein und die Mittagsruhe gehörte zum Tagesablauf. Während der Fahrt war daran jedoch nicht zu denken. Der Lärm von Motor und Wellenantrieben war in den Kabinen unseres damaligen Bootes eine Zumutung. Da ergriff auch jedes Tier auf und am Wasser frühzeitig die Flucht. Beim morgendlichen Motorstart hüllte man das eigene Boot und die Umgebung nicht selten in eine dichte schwarze Rußwolke, die aus dem Auspuff quoll. Immerhin waren die Boote auf den Mecklenburger Gewässern bereits damals mit Abwassertanks ausgestattet. Richtig bewusst wurde uns das erst, als wir das erste Mal auf französischen Kanälen unterwegs waren und der Toiletteninhalt einfach nur nach außen gepumpt wurde. Beim Anblick der häufigen Angler am Ufer empfanden wir das als ausgesprochen unangenehm. In Irland hatten wir schon vor vielen Jahren Abwassertanks, die Suche nach funktionsfähigen Abpumpstationen war damals allerdings noch ein besonderes Abenteuer. Auf dem Finowkanal ging uns das noch vor wenigen Jahren so, weil der Tank viel zu klein und die Stationen viel zu weit auseinander lagen oder nicht funktionierten.
Seitdem hat sich viel getan und ich bin der Überzeugung, das die Charterunternehmen ihre Boote regelmäßig und kontinuierlich auf einen technisch angepassten Stand bringen, weil es die Gesetzeslage erfordert oder die Konkurrenz einen indirekten Druck erzeugt.
Die Abwasserfrage an Bord
Inzwischen dürften alle Charterboote zumindest mit Schwarzwassertanks ausgestattet sein und die Toilettenabwässer in die Tanks gehen, um sie an den Absaugstationen fachgerecht zu entsorgen. Seit 2003 müssen in Europa ohnehin alle neu zugelassenen Boote mit Toilette auch über einen Fäkalientank verfügen. Allerdings haben die Boote meist eine Nutzungszeit, die ein vielfaches eines »Autolebens« beträgt, sodass sich der Schiffsbestand nicht so schnell erneuert.
Das Grauwasser aus Bad, Dusche und Küche geht aber in den meisten Fällen ungehindert nach außen. Vorbildlich und nutzungsfreundlich sind hier seit Jahren die Kuhnle-Boote der Kormoran-Reihe mit besonders großen Abwassertanks.
Die Umsetzung europäischer Richtlinien in nationale Gesetze war bzw. ist ein langer und zäher Prozess. In den Niederlanden ist zum Beispiel seit 2009 das Einleiten von Bootsabwässern gesetzlich verboten, in Schweden erst seit 2015. In Deutschland erschweren verschiedene Zuständigkeiten für Bundes- und Landesgewässer sowie für Ostsee und Nordsee eine einheitliche Regelung.
Als umweltbewusster Bootsfahrer kann man in diesem Bereich einen Beitrag leisten, indem man die Sanitäreinrichtungen in den Häfen nutzt und somit die Menge des Grauwassers an Bord verringert.
Füttern von Tieren
Das Müll und Essensreste nicht über Bord gehören, dürfte eindeutig und jedem klar sein. Bei der beliebten Fütterung von Schwänen und Enten gibt es differenzierte Meinungen. Prinzipiell schadet eine Zufütterung von Brot den Tieren nicht. Natürlich sollte das Brot in einem Zustand sein, in dem man es auch selbst essen würde. Bei Nahrungsknappheit kann es den Tieren sogar helfen, über die karge Zeit zu kommen, nur wird man in dieser Jahreszeit nicht unterwegs sein. Problematisch ist es, wenn die Tiere zu viel Brot fressen oder sich ausschließlich davon ernähren, weil es zu viele Spender gibt, wie häufig an den Teichen der Stadtparks. Als Bootfahrer weiß man nie, wie viele Crews bereits vorher Gutes tun wollten. Beliebte Gelegenheiten sind die Wartezeiten vor Schleusen. Es gibt Wasserwege, da kommen im Jahr 15.000 - 20.000 Boote entlang, das können durchaus 100 Boote am Tag sein. Man sollte also überlegen, wo man etwas füttert. Auf freier Strecke ist es auf jeden Fall besser, als an Stellen, wo wahrscheinlich viele die gleiche Idee haben.
Lärm und Geschwindigkeit
Zum Thema Geschwindigkeit habe ich schon einige Hinweise im benannten Artikel »Mit dem Hausboot zu Gast« gemacht. Mit zunehmender Geschwindigkeit auf den Wasserwegen, auch wenn es erlaubt sein mag, steigt natürlich nicht nur der Spritverbrauch, sondern auch der Lärm, der Menschen und Tiere am Ufer belästigen und stören kann. Hier gibt es deutliche Verbesserungen bei den neueren Booten durch leisere Motoren und bessere Dämmungen. Mit einigen Booten der letzten Jahre haben wir es auch geschafft, dass die Reiher am Ufer stehengeblieben sind.
Eine höhere Geschwindigkeit erzeugt eine größere Heckwelle, die Schäden an der Uferbefestigung auslösen kann, weil das Ufer unterspült wird. Da können 8 km/h schon zu viel sein.
Dieselverbrauch
Die Hauptbelastung der Umwelt entsteht wahrscheinlich durch die Abgase der Dieselmotoren, die zusammen mit dem Kühlwasser ungefiltert aus dem Auspuff kommen und in das Wasser und die Luft gelangen. Auf unserer großen Runde 2019 waren wir mit einem sehr guten Durchschnittsverbrauch von 2,6 Litern pro Stunde unterwegs. Bei einer Reisegeschwindigkeit von knapp 10 km/h sind das im Vergleich zum Auto etwa 26 Liter pro 100 km. Da sieht die Bilanz schon nicht mehr so gut aus. Im Buch »Hausboot-Smalltalk« hatte ich mich mit dem Verbrauch größerer Yachten beschäftigt. Bei diesen Halbgleitern steigt der Bedarf schnell auf mehrere hundert Liter pro Stunde und erreicht bei Superyachten mit voller Geschwindigkeit einen unvorstellbaren Wert von 7.500 Liter für 100 km. Aber man soll sich ja nicht mit den schlechtesten Beispielen messen.
Hier können Sie vor allem durch mäßige Geschwindigkeit den Dieselverbrauch reduzieren, der ab Drehzahlen von 2000 U/min deutlich ansteigt.
Perspektive Elektroantrieb
Der Elektroantrieb ist auch auf dem Wasser eine saubere Alternative, auch wenn die Gesamtbetrachtung der Erzeugung von Strom und die Speicherung in aufwendig produzierten Lithium Ionen Akkus eine Kehrseite hat. Aktuell ist es jedoch eine Technologie, die massiv im Markt platziert wird.
Der Elektroantrieb von Hausbooten ist inzwischen real nutzbar. Verschiedene Firmen bieten Elektroantriebe für Boote als Außen- oder Innenborder bis in den 200 PS-Bereich an. Das größere Problem ist analog dem Straßenverkehr der Ausbau der Ladeinfrastruktur in den Häfen. Im Charterbereich gibt es jetzt im Elsass in Frankreich das erste Charterrevier mit Elektroyachten und installierter Schnelllade-Infrastruktur.
Nicols bietet mit der Sixto Green seit 2018 an den Basen Harskirchen und Saverne ein Hausboot für 6 bis 8 Personen an, dass vollständig elektrisch angetrieben wird. Dazu wurden durch die französische Wasserstraßenverwaltung (VNF) zwischen Straßburg und Harskirchen 10 Schnellladestationen installiert, die eine Aufladung des Lithium Ionen Akkus innerhalb zwei Stunden ermöglichen.
Auch Les Canalous bietet in diesem Revier an den Basen Waltenheim und Languimberg mit der LaPeniche S ein 15 m Hausboot mit 5 Doppelbettkabinen und Elektroantrieb an.
Einen etwas anderen Weg geht seit 2018 Locaboat mit der Penichette 950E für 2 bis 4 Personen. Neben einem neuen flexiblen Salon-/Schlafbereich verfügt das Boot über einen Hybridantrieb mit einem 15 KW Elektromotor und Dieselgenerator. Diese Kombination ist mit angegebenen 3 l/h sehr sparsam und soll besonders leise sein. Das Boot ist damit nicht an spezielle Ladesäulen gebunden. 2019 kamen 28 neue Modelle diesen Typs für die Reviere in Frankreich, Holland und an der Mecklenburger Seenplatte dazu.
Es geht aber auch vollelektrisch in Mecklenburg. Ende 2021 waren wir mit der Nexus 870 Evje von Yachtcharter Schröder auf Testfahrt unterwegs. Die 8,7 m lange Hausbootyacht ist zwar nicht optimal für die großen Seen mit Start in Röbel geeignet, der Elektroantrieb mit 10 KW Elektromotor und 35 kWh Batteriepack hat uns aber vollkommen überzeugt und die Aufladung geht über das normale Stromnetz an den Steganlagen.
Die Entwicklungen für die nächsten Jahre bleiben spannend und lassen viele Neuerungen erwarten.